Berlin, Politik und Filterblasen
Gestern war ich ein paar Stunden im Regierungsviertel unterwegs und finde es hat sich einiges verändert in Berlin. Mein letzter Besuch am Reichstagsgebäude muss irgendwann im letzten Jahrzehnt gewesen sein. (Damals als Gast der CDU/CSU Fraktion). Dort gab es diese vielen Absperrungen noch nicht und auch die Polizeipräsenz war gefühlt nicht so hoch.
Die Polizeipräsenz finde ich gut, denn dort wo viele Touristen sind, kommen auch Leute aus den finsteren Ecken die diesen Touristen gerne das Geld und andere Dinge aus den Taschen ziehen möchten. Ausserdem hat man mit den vielen Polizisten auch direkt sehr hilfsbereite Ansprechpartner für (dumme) Fragen.
Was mich aber doch gestört hat, waren die vielen Absperrungen. Sei es jetzt vor dem Reichstagsgebäude, wo man nur noch mit Anmeldung an oder in das Gebäude kommt und nichtmal mehr an das Denkmal zur Wiedervereinigung richtig ran kommt, oder z.B. am Pariser Platz wo selbst die Bänke zum Sitzen vor der französischen Botschaft abgesperrt sind.
Bei meinem ersten Besuch im Regierungsviertel hatte ich noch das Gefühl, dass man versucht dort möglichst offen zu sein. Ein jeder konnte in das politische Zentrum Deutschlands und der Politik “aufs Dach steigen”. Klar es gab auch damals schon Sicherheitskontrollen, aber erst im Eingangsbereich des Reichstages. Man konnte noch auf den Treppen vor dem Gebäude sitzen (wenn da nicht gerade Schlangen von Menschen standen) und auch das Wetter geniessen.
Für mich hatte das etwas symbolisches, etwas das zeigte was die Schrift über dem Eingang bedeutet “Wir für und mit euch”. Heute habe ich das Gefühl, dass man sich immer mehr abschottet und in einer eigenen Filterblase lebt. Es gibt “die da draussen” die sich Anmelden müssen und nicht zu nah ans Gebäude dürfen, bevor sie nicht durchleuchtet wurden und dann gibt es “die da drinnen” die aus der geschützten Filterblase heraus über die Anderen regieren können.
Ja eine latente Bedrohungslage mag vorhanden sein, das ist sie aber schon seit 1970 immer wieder. Daher wird es meiner Meinung nach Zeit, diese “Mauern” wieder abzureissen und diese Filterblasen zum platzen zu bringen. Demokratie funktioniert nur gemeinsam und nicht alleine in einer Filterblase.
fyi: Dieser Text erschien zu erst auf Facebook, ich hab ihn dann aber noch in mein Blog übernommen.